Am 20. Oktober 2025 ging die Hälfte des Internets offline und dabei war es kein koordinierter Cyberangriff, sondern das Versagen eines einzigen Unternehmens! Ein massiver Ausfall bei Amazon Web Services (AWS). Der Vorfall legte nicht nur unzählige Websites und Mainstream-Anwendungen lahm, sondern offenbarte auch eine schockierende und unbequeme Wahrheit über die Kryptowelt: Viele der angeblich dezentralisierten Systeme sind gefährlich von der zentralisierten AWS Infrastruktur abhängig, eine Infrastruktur die es eigentlich zu ersetzen gilt.
Die Anatomie einer digitalen Katastrophe
Der Ausfall begann am 20. Oktober 2025 um ca. 3:11 Uhr ET (Eastern Time) und dauerte rund 15 Stunden an. Die Ursache war ein “betriebliches Problem” in der AWS-Region US-EAST-1 in Nord-Virginia. Diese spezielle Region ist das älteste und meistgenutzte Zentrum von AWS, was US-EAST-1 zu einem kritischen Knotenpunkt macht, dessen Ausfall überproportional große und weltweite Auswirkungen hat.
Technisch gesehen wurde der Ausfall durch ein DNS-Auflösungsproblem (Domain Name System) im Zusammenhang mit der DynamoDB-API von AWS ausgelöst, einem fundamentalen Datenbankdienst, auf den unzählige andere AWS-Dienste angewiesen sind. Dies führte zu einer Kaskade von Fehlern, die 14 kritische AWS-Dienste betraf, darunter EC2, S3, Lambda und SQS.
Das Ausmaß war immens. Downdetector verzeichnete über 17 Millionen Nutzermeldungen, was einem Anstieg von 970 % gegenüber dem täglichen Durchschnitt entspricht, und meldete Störungen bei über 3.500 Unternehmen in mehr als 60 Ländern. Die am stärksten betroffenen Länder waren die USA (über 6,3 Millionen Meldungen), Großbritannien (über 1,5 Millionen) und Deutschland (über 774.000).
Zu den betroffenen Diensten gehörten Giganten aus allen Branchen:
- Gaming: Fortnite, Roblox
- Soziale Medien: Snapchat, Reddit]
- Finanzen: Robinhood, Venmo, Bank of Scotland
- Unternehmen: United Airlines, Delta, Zoom, Microsoft Teams
- Amazons eigene Dienste: Alexa, Ring-Türklingeln, Prime Video und die E-Commerce-Seite Amazon.com selbst
Wenn “dezentral” zusammenbricht
Die wohl größte Ironie des Ausfalls war die verheerende Wirkung auf die Kryptoindustrie. Ein Sektor, der auf dem Ethos der Dezentralisierung und der Beseitigung zentraler Fehlerquellen aufgebaut ist, aber offensichtlich sich nicht daran hält.
Krypto-Börsen und Wallets gehen offline
Zahlreiche zentrale Krypto-Plattformen waren lahmgelegt. Coinbase, eine der größten Börsen der Welt, meldete weitreichende Probleme, welche Nutzer daran hinderten, sich anzumelden und zu traden. Robinhood, eine weitere beliebte Trading-App, erlebte ebenfalls Ausfälle bei seinem Krypto-Handelsdienst. Der NFT-Marktplatz OpenSea (welcher sich zu einen Aggregtor umgestalten möchte) war ebenfalls betroffen, viele MetaMask Nutzer sahen fälschlicherweise leere Wallets, da die Backend-Dienste welche Blockchain-Daten abrufen ausfielen.
Ganze Blockchain-Netzwerke waren betroffen
Am beunruhigendsten ist jedoch, dass der Ausfall nicht nur zentralisierte Börsen traf, sondern auch die Funktionalität mehrerer großer Blockchains beeinträchtigte. Während die Kernkonsensschichten von Layer-1-Netzwerken wie Bitcoin und Ethereum weiter Blöcke produzierten, brachen Gateways zusammen, über die die meisten Benutzer und Anwendungen mit diesen Blockchains interagieren.
Der zentrale Schwachpunkt war Infura, ein von Consensys unterstützter Infrastrukturanbieter, der wichtige Backend-Dienste für viele dApps und Wallets bereitstellt und stark auf AWS angewiesen ist. Als Infura aufgrund des AWS-Ausfalls ausfiel, hatte dies direkte Auswirkungen auf eine Reihe von Netzwerken.
Die folgenden Blockchains erlitten erhebliche Störungen des Nutzerzugangs:
- Ethereum Mainnet
- Polygon
- Arbitrum
- Optimism
- Base
- Linea
- Scroll
Diese Störungen wurden von Infura selbst und von mehreren Nachrichtenquellen bestätigt. Für die Endnutzer bedeutete dies, dass Front-Ends von dApps nicht mehr funktionierten, Transaktionen fehlschlugen und Wallets unvollständige Daten anzeigten. Das Layer-2-Netzwerk Base von Coinbase meldete, dass seine Infrastruktur betroffen sei und seine Kapazität reduziert wurde. Ein Bericht stellte sogar fest, dass der Durchsatz von Base um 25 % einbrach, weil sein auf AWS gehosteter Sequenzer ausfiel.
Eine Lektion in wahrer Dezentralisierung
Inmitten des Chaos gab es jedoch bemerkenswerte Ausnahmen die zeigten, dass echte Dezentralisierung funktioniert.
Chainlink meldete, dass seine Orakel-Dienste während des gesamten Ausfalls voll funktionsfähig blieben. Dies ist auf die Architektur seines dezentralen Orakel-Netzwerks (DON) zurückzuführen, welches auf unabhängigen Knoten beruht, die über verschiedene geografische Regionen und mehrere Infrastrukturanbieter verteilt sind und sich nicht ausschließlich auf AWS verlassen.
Ebenso blieb das Hedera-Netzwerk vollständig betriebsbereit und stabil. Hederas Widerstandsfähigkeit beruht auf seiner strategischen Diversifizierung der Knoten-Hostings. Die Konsensknoten des Netzwerks werden absichtlich über mehrere Cloud-Anbieter und unabhängige Rechenzentren verteilt, um systemische Risiken zu minimieren und einzelne Fehlerquellen zu vermeiden.
Diese Beispiele zeigen, dass wahre Dezentralisierung nicht nur auf der Protokollebene stattfindet, sondern den gesamten technologischen Stack umfassen muss.
Der Weg nach vorn: Aufbau eines anti-fragilen Internets
Der AWS-Ausfall vom Oktober 2025 war ein Weckruf. Er hat die dringende Notwendigkeit für die Web3-Branche unterstrichen, sich von der Abhängigkeit von zentralisierten Cloud-Anbietern zu lösen]. Berichte deuten darauf hin, dass bis zu 37 % der Ethereum Ausführungsknoten auf AWS gehostet werden, was ein erhebliches Konzentrationsrisiko darstellt.
Eine neue Generation von Projekten arbeitet daran, dieses Problem an der Wurzel zu packen und eine wirklich dezentrale Infrastruktur aufzubauen.
Quilibrium: Eine radikale Alternative
Quilibrium positioniert sich als dezentrales Cloud-Protokoll, das die Einfachheit des Cloud-Computings ohne dessen zentrale Schwachstellen bieten will. Anstatt einer traditionellen Blockchain verwendet Quilibrium eine neuartige Architektur, die auf mehreren Säulen ruht:
Konsensmechanismus: Quilibrium verwendet “Proof of Meaningful Work” (PoMW), bei dem Netzwerkteilnehmer für nützliche Aufgaben wie Datenspeicherung und -abruf belohnt werden, anstatt rechenintensive Rätsel zu lösen.
Datenstruktur: Das Netzwerk fungiert als “Oblivious Hypergraph”, eine geshardete Datenbankstruktur, die auf Skalierbarkeit und Datenschutz ausgelegt ist. Die Knoten verarbeiten Daten, ohne deren Inhalt zu kennen, was ein hohes Maß an Privatsphäre gewährleistet.
Dienste: Das Ziel ist es, direkte dezentrale Alternativen zu gängigen Cloud-Diensten wie Amazon S3 (Objektspeicher) und KMS (Schlüsselverwaltung) anzubieten, mit Plänen für dezentralisierte Rechenleistung und Streaming in der Zukunft.
Die breitere DePIN-Bewegung
Quilibrium ist Teil einer größeren Bewegung, die als DePIN (Decentralized Physical Infrastructure Networks) bekannt ist. Diese Projekte bauen von Grund auf dezentrale Marktplätze für digitale und physische Infrastruktur auf. Führende Akteure in diesem Bereich sind:
Dezentraler Speicher: Filecoin, Arweave und Storj schaffen Peer-to-Peer-Netzwerke, in denen Nutzer ungenutzten Festplattenspeicher vermieten können.
Dezentrale Rechenleistung: Netzwerke wie Akash Network, Render Network und Flux schaffen offene Marktplätze für Rechenleistung, die oft deutlich günstiger sind als die von traditionellen Anbietern. Akash wirbt beispielsweise damit, bis zu 85 % günstiger als AWS zu sein.
Fazit
Der AWS-Ausfall am 20. Oktober 2025 war mehr als nur eine technische Panne, es war ein ideologischer Stresstest für das gesamte Web3-Ökosystem. Der Vorfall hat gezeigt, dass das Versprechen der Dezentralisierung oft nur oberflächlich ist und durch eine unsichtbare Abhängigkeit von zentralisierten Giganten untergraben wird.
Gleichzeitig hat der Vorfall aber auch die Widerstandsfähigkeit von Architekturen wie Chainlink und Hedera bewiesen und die entscheidende Bedeutung von Projekten wie Quilibrium und der gesamten DePIN-Bewegung hervorgehoben. Sie bauen die Infrastruktur für ein Internet, das seinem ursprünglichen Versprechen gerecht wird: Offen, widerstandsfähig und nicht von einem einzigen Fehlerpunkt abhängig. Wie Quilibrium es formulierte: “Das Internet wurde nicht gebaut, um so zerbrechlich zu sein. Es ist Zeit, es zu reparieren.”